Taekwondo in Deutschland

Vom koreanischen Exportschlager bis zur festen Größe im heimischen Sportgeschehen: Die Erfolgsgeschichte des Taekwondo in Deutschland erstreckt sich über mehr als vierzig Jahre – und sie ist noch lange nicht zu Ende. Alles begann im Jahre 1965. Damals tourte ein koreanisches Demoteam unter der Leitung des späteren ITF-Gründers Choi Hong-Hi durch Afrika, den Nahen Osten und Europa. In Deutschland waren Frankfurt und München die Stationen. Unter "Korea" konnten sich die meisten Deutschen damals wenig vorstellen. Doch von der Vorführung der koreanischen Taekwondo-Meister waren viele Zuschauer begeistert. Exotisches Flair, Dynamik und sportliches Potential übten einen großen Reiz aus und so dauerte es nicht lange, bis sich die ersten deutschen Taekwondo-Sportler zusammenfanden. Trainiert wurde zunächst oft in spärlichen Räumlichkeiten, Enthusiasten nahmen weite Wege in Kauf, um zum nächsten Taekwondo-Verein oder zur nächsten Sportschule zu gelangen.

Entwicklung der Deutschen Taekwondo Union

Doch mit deutscher Gründlichkeit begannen sich die Kampfsportler zu organisieren: Bereits 1968 wurde die Sektion Taekwondo im Deutschen Judo Bund – die Vorgängerin der Deutschen Taekwondo Union (DTU) – gegründet, im selben Jahr fand in München die erste Deutsche Meisterschaft statt. Auch an der ersten Weltmeisterschaft 1973 in Seoul nahm ein deutsches Team teil. Damit machten die deutschen Taekwondokas vom ersten Augenblick an klar, dass sie die Entwicklung des internationalen Taekwondo-Sports nicht ohne sie stattfinden sollte.

1981 wurde die Deutsche Taekwondo Union (DTU) gegründet. Heute umfasst sie 17 Landesverbände bestehend aus 863 Vereinen und 55.256 Mitgliedern. Immer wieder bewährt sich die DTU aus Ausrichterin internationaler Turniere. 1979 wurde die erste Weltmeisterschaft in Deutschland, in Sindelfingen, ausgetragen, damals wurde mit Rainer Müller auch der erste Deutsche Weltmeister. Der World Cup 1998, die Weltmeisterschaft 2003 und die Europameisterschaft 2006 fanden in Deutschland statt. Auch mit den German Open konnte sich die DTU einen guten Namen machen. Die German Open zählen weltweit zu den größten und wichtigsten Turnieren und ziehen jedes Jahr um die 1000 hochkarätige Athleten aus allen wichtigen Taekwondo-Nationen an. Die Veranstaltung zählt zu den A-Class-Turnieren der Europäischen Taekwondo Union und ist seit 2010 von der World Taekwondo Federation anerkannt. Das bedeutet, dass die Ergebnisse der German Open sowohl in die europäische als auch die weltweite Rangliste einfließen.

Olympisches Taekwondo in Deutschland

Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney erlebte Taekwondo seine olympische Premiere. Mit dabei waren drei Sportler aus Deutschland: Fadime Helvacioglu, Aziz Acharki und Faissal Ebnoutalib. Faissal Ebnoutalib konnte sich die Silbermedaille erkämpfen. Weniger gut lief die Qualifikationsphase für die Olympischen Spiele 2004 in Athen. Weder beim Welt-Qualifikationsturnier in Paris noch beim europäischen Qualifikationsturnier in Baku konnte ein deutscher Spieler die Voraussetzungen für eine Olympiateilnahme erfüllen. Starke Leistungen zeigten die deutschen Taekwondosportler dagegen in der anspruchsvollen Qualifikationsphase für die Olympischen Spiele 2008. Die DTU konnte deshalb in Peking erstmals alle vier pro Nation möglichen Startplätze besetzen. Mit dem dreifachen Europameister Levent Tuncat, der amtierenden Europameisterin Sümeyye Gülec, Europameisterin und Militärweltmeisterin Helena Fromm sowie dem EM-Dritten und Ex-Militärweltmeister Daniel Manz war in Peking ein konkurrenzfähiges Team am Start. Gemeinsam mit den Bundestrainern Waldemar Helm und Markus Kohlöffel hatten sich die vier sorgfältig vorbereitet. Trotzdem blieben die deutschen Taekwondo-Sportler in Peking ohne Medaille. Die Hoffnungen der DTU richten sich nun auf London 2012. Da in Peking ein junges Team am Start war – mit einem Durchschnittsalter von knapp 20 Jahren das jüngste im deutschen Olympiaaufgebot – können sich auch die Teilnehmer von Peking Hoffnungen auf eine zweite Chance machen. Doch bevor es so weit ist, wird es für die deutschen Taekwondo-Sportler im August 2010 bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur spannend. Dort wird Deutschland mit Rabia Gülec, Norbert Szekely, Tahir Gülec und Ibrahim Ahmadsei vertreten sein. Dass sich vier junge Sportler für das hochkarätige Turnier qualifizieren konnten ist ein Maßstabe für die Leistungsstärke des deutschen Taekwondo-Nachwuchses.